Ich nehme es gleich vorne weg: Ich bin Dritte geworden! Wow! Als ich vor dem Rennen das hochkarätige Startfeld sah, hatte ich auf eine Top 6 gehofft. Und nun konnte ich sogar meinen dritten Platz von 2013 wiederholen.
Der einzige Unterschied zu letztem Jahr war, dass das Wasser ca. zwei Grad wärmer war. Es hatte sich sozusagen auf 12'C "aufgewärmt". Ich stand also wieder auf der Francisco Bell, es waren noch 4 Minuten bis zum Start, und ich konnte es erneut nicht fassen, dass wir nun tatsächlich in dieses kalte, unruhige Wasser springen sollten.
Die amerikanische Hymne endete, der Startschuss fiel und schon tauchte ich ins Meer. Sofort übernahm mein Überlebensinstinkt die Führung. Nach einer Weile passierte leider das, was ich mir nicht (!) gewünscht hatte. Ich war alleine. Ca. 100m vor mir sah ich hin um wieder zwei pinkfarbene Mützen auftauchen (Radka und Laura, wie sich hinterher rausstelle), aber sonst um mich rum: kein Mensch. Zum Glück allerdings auch kein Seehund oder Hai oder was auch immer hier alles so rum schwimmt. Also konzentrierte ich mich darauf, einigermaßen den Kurs zu halten und so ging es eine Weile. Welle rauf, Welle runter.
Nach 30:21 min wurde ich wie eine Robbe an Land gespült und schaffte es trotz eisiger Klumpfüße, meine Schuhe für die 1000 m bis zur Wechselzone anzuziehen. Der Lauf im Neoprenanzug war zum Glück sehr erwärmend und so stieg ich als Vierte aufs Rad. Radka Vodickova (CZE) war nur kurz vor mir und gleich beim ersten Berg konnte ich sie überholen. Auf dem Rest der Radstrecke entwickelte sich ein kleiner Machtkampf zwischen uns, der letztendlich unentschieden ausging, da wir zusammen wieder nach 53:48 min vom Rad auf zweiter und dritter Position abstiegen. Sarah Haskins die spätere Siegerin hatte schon einen unerreichbaren Vorsprung.
Als zweite lief ich aus der Wechselzone und fühlte mich so fantastisch, dass Radka nicht hinterherkam. Ich baute meinen Vorsprung auf den Treppen zur Golden Gate Bridge immer weiter aus. Leider verabschiedete sich die Vorfreude auf den zweiten Platz als ich am Wendepunkt sah, dass die zweimalige Hawai-Gewinnerin Mirinda Carfree (AUS) schon Radka überholt hatte. Obwohl ich die Frauenwertung der "Sand Ladder" gewann, kam Mirinda immer näher. Ich überlegte mir schon, ob ich die ITU-Taktik anwende, also sie heran laufen lasse, mit ihr mitlaufe und sie kurz vorm Ziel übersprinte. Tja, und da war sie schon nach einem sehr netten "Well, done, Ricky!" an mir vorbei. Wow, war die schnell!!! Ich hatte nicht den Hauch einer Chance an ihr dran zu bleiben. Aber gut, von der amtierenden Ironman-Weltmeisterin überholt zu werden, macht mir nun wirklich nichts aus.
Und so lief ich nach 49:14 min über die 8 Meilen als Dritte und 21. insgesamt ins Ziel!
Am Nachmittag schaute ich mir übrigens endlich mal das Gefängnis von innen an und war sehr froh darüber, wieder mit dem Schiff ans Festland gebracht zu werden und nicht schwimmen zu müssen!