Gastbeitrag meines Supporters zur 5150 Europameisterschaft in Liverpool

Eindrucksvoller Trip zur 5150-EM nach Liverpool wird mit dem 6. Platz belohnt
Was haben Britisches Wetter, Beatlemania, vielfältige Shopping-Möglichkeiten und eine Europameisterschaft im Triathlon gemeinsam? Richtig, alles gibt es in Liverpool.

Es wird immer behauptet, dass die ersten Eindrücke – sei es visuell, akustisch oder auch olfaktorisch, am meisten prägen. Wenn man den Zug am zentralen Bahnhof „Lime Street“ verlässt und Richtung Eventgelände in den Docklands schlendert, wird diese Aussage bestätigt. Leichter Regen, frische Seeluft gepaart mit dem Geruch von Fish n Chips strömen einem entgegen, man nimmt die ersten Klänge von Songs der Beatles in der bekannten Matthew Street wahr, hört die Seemöwen kreischen (nicht zu verwechseln mit den Hunderten von jungen Justin Bieber Groupies, die verzweifelt vor dem Hilton-Hotel auf ihren Star ausharrten) und versteht kaum ein Wort der Einheimischen mit ihrem speziellen Dialekt. Selbstverständlich sind auch schnell die ersten Leute mit Kompressionssocken und Ironman-Finisher-Shirt, bekannt auch unter der Spezies „Triathlet“ ausgemacht, die sich nicht nur aus Europa, sondern zum Teil aus Australien und den USA auf den Weg gemacht haben, um beim dem 5150-Non-Drafting-Rennen in Liverpool zu starten.

Die üblichen „Verdächtigen“ der Szene liefen auf: Zahlreiche Olympia-Starter, Athleten mit verpasster Olympiaqualifikation, Ironmänner und Non-Drafting-Spezialisten nutzen die Chance auf eine gute Platzierung, eine mögliche Medaille bei der EM und auch wichtige Punkte für das Ranking um einen der begehrten Startplätze beim 5150 Finale in Des Moines/ USA, bei dem es um 150.0000 Dollar Preisgeld für den Sieger geht. Für Ricarda galt das Gleiche: Nach ihrem Debüt beim 5150 in Klagenfurt und einigen Anpassungen der Sitzposition an der Stevens-Zeitfahrmaschine wollte sie wichtige Punkte für die Qualifikation für Des Moines sammeln und nach einer EM-Medaille greifen. Im Ziel war es bei sehr harten Bedingungen der 6. Platz mit einem exzellenten Lauf und viel Potenzial auf dem Rad und beim Schwimmen.

Im Sommer erwartet man eigentlich wenigstens ein bisschen Sonnenschein, selbst in England, doch am Morgen des Rennens wurden die Athleten mit kalten 11° C, Dauerregen und starkem, böigem Wind begrüßt. Es sollten die Athleten gewinnen, die diesen rauen Bedingungen am meisten trotzen (konnten)...

Ein erstes Spektakel bot sich den Zuschauern, als die über 1.000 Agegrouper am frühen Morgen in das eisig kalte Wasser des Hafenbecken im Albert Dock sprangen und mit Kraul- und Brusttechnik oder auch in Rücken Altdeutsch versuchten als erster die Auftaktdisziplin zu beenden bzw. das rettende Ufer zu erreichen.

Wie es sich gehört wurde den Profis alle Ehre gemacht: Extra Rennen, extra Wechselzonenbereich, extra Einschwimmzone, extra viele Fotografen und Kameras und die persönliche Vorstellung kurz vorm Start. Und „Ricarda Lisk from Germany“ unter ihnen. Das kleine, aber erlesene Feld wurde bereits nach kurzer Zeit durch schnelle Schwimmer in kleinere Gruppen gerissen. Ricarda stieg mit etwas Rückstand hinter dem Hauptfeld aus dem Wasser. Der Radkurs entlang der Docklands und der Capital Buildings schien monoton, flach und schnell, er war jedoch durch extreme Seitenwinde geprägt, die sich ihren Weg durch die Häuserschluchten bahnten und die den Athleten den Wettkampf erschwerte. Einige schienen dem Wind spielend leicht zu trotzen, Ricarda wurde indes von den Böen fast von der Straße geweht und musste alle Kraft aufbringen, das Rad auf der Straße zu halten. Nach der zweiten Disziplin war der Rückstand auf die spätere Siegerin, Daniela Ryf, bereits auf einige Minuten angewachsen, aber mit einem schnellen, abschließenden 10er konnte Ricarda noch einige vor ihr liegende Athleten überholen und sich den 6. Platz bei der EM (10. Platz gesamt) sichern.

Kurze Zeit später erinnerten nur noch die herum fliegenden Wasserbecher und ein paar Schilder an den Triathlon. Das Eventgelände samt Wechselzone waren so schnell ab- wie aufgebaut und Liverpool war schon lange wieder zur Normalität übergegangen, zu Beans, Bacon und English Tea, zu Regen und Wind, zur Hens’ Night und Glamour“ auf 14cm hohen Plateau-Pumps und kurzen Miniröcken, zu den zahlreichen Touren und Sehenswürdigkeiten rund um die legendärste Boy Band aller Zeiten...

Für Ricarda geht es zurück nach Spanien und vielen, anstrengenden Trainingsstunden, bevor sie wieder beim Grand Prix in Paris bzw. bei der World Triathlon Series in Hamburg angreift.